Der Übergang vom Elternhaus in die Krippe, von der Krippe in den Kindergarten oder vom Kindergarten in die Schule bringt viele Herausforderungen für das Kind und die Familie mit sich. In der Regel sind Übergänge mit einem Abschied von Vertrautem und von Personen, zu denen das Kind eine Beziehung entwickelt hat, verbunden und erfordern, sich auf Neues einzulassen -neue Personen, neue Bindungen, neue Abläufe und Strukturen und eine neue Institution. Für eine positive und harmonische Gestaltung der Übergänge ist es erforderlich, dass alle Beteiligten mit einbezogen werden und dass beim Kind Vertrauen in die neue Einrichtung geschaffen wird. Sowohl die ErzieherInnen als auch die Eltern sollten diese Übergänge wohlwollend und zuverlässig begleiten.

Einer der ersten großen Übergänge für Kind und Eltern ist die Eingewöhnung in die Krippe. Damit der Start gut bewältigt werden kann, arbeiten wir angelehnt an das Berliner Eingewöhnungsmodell, welches sich in vier Phasen unterteilt:

  1. Grundphase (3 Tage)
    • Die Bezugsperson kommt mit dem kind in die Krippe und bleibt ca. 1 Stunde zum Spielen
    • Bezugsperson darf den gruppenraum nicht ohne Kind verlassen - auch nicht kurz!
    • Die gesamte Eingewöhnung sollte über den kompletten Zeitraum von der gleichen Bezugsperson durchgeführt werden
    • In den ersten drei Tagen findet keine Trennung statt.
    • Rolle BezugserzieherIn
      • Beziehungsaufbau zum Kind über Spielangebote
    • Rolle Bezugsperson
      • Fester Platz auf Stuhl im Gruppenraum, wenn es das Kind zulässt
      • Blick/Aufmerksamkeit sollte beim Kind sein (bitte keine Handys, Lesen, Fotografieren etc.)
      • Eher zurückhaltende Rolle, bezogen auf das Spiel mit dem Kind, so hat die ErzieherIn die Chance, Bezug zum Kind aufzubauen.
      • Kind nicht zur ErzieherIn drängen.
      • Kinder nehmen die Gefühle der Bezugsperson wahr. Wenn diese positiv gegenüber der Eingewöhnung, der Einrichtung bzw. der BezugserzieherIn sind, gibt dies dem Kind Sicherheit!
  2. Erster Trennungsversuch (Tag 4/5)
    • Die erste Trennung findet frühestens am 4. Tag statt. Sollte der 4. Tag ein Montag sein, dann Trennung erst am 5. Tag
    • Ablauf: Bezugsperson  kommt mit dem Kind in den Gruppenraum, Ankommensphase, Bezugsperson verabschiedet sich vom Kind - das Kind soll wahrnehmen, dass die Bezugsperson geht.
    • Rolle Bezugsperson
      • verlässt den Raum, bleibt aber in der Krippe und kommt erst nach der vereinbarten Zeit zurück in den Gruppenraum, oder wenn sie von einer anderen ErzieherIn geholt wird.
      • Bezugsperson bekommt in der Trennung Rückmeldung von anderer ErzieherIn darüber wie die Trennung verläuft.
    • Die Länge der Trennung hängt von der Reaktion des Kindes ab
      • Das Kind spielt entspannt weiter, weint anfangs kurz, lässt sich dann von der BezugserzieherIn trösten - Trennungsdauer ca. 30 Minuten
      • Kind weint heftig, lässt sich nicht von der BezugserzieherIn trösten - Bezugsperson wird nach ca. 5-10 Minuten von anderer ErzieherIn geholt.
  3. Stabilisierungsphase
    • Wenn das Kind an Tag 4/5 gelassen auf die Trennung reagiert, kann die Trennungsdauer kontinuierlich ausgedehnt werden (z.B. Tag 5 - 1 Stunde, Tag 6 - 1,5 Stunden...). Auch die Aufenthaltsdauer des Kindes in der Krippe mit Bezugsperson kann in diesen Fall erweitert werden.
    • Ist das Kind an Tag 4 untröstlich und verlangt nach der Bezugsperson, sollten die Trennungen an den folgenden Tagen kurz gehalten werden (5-10 Minuten) oder sogar für 2-3 Tage keine Trennung mehr stattfinden.
    • Erzieherin versucht ab Tag 4 die Aufgaben der Bezugsperson zu übernehmen, wenn das Kind es zulässt: Wickeln, Füttern & Schlafen. Die Situationen werden nach und nach, individuell abgestimmt auf die Bedürfnisse und Gefühlslage des Kindes, eingeführt.
    • In der Stabilisierungsphase sollte die Bezugsperson in der Einrichtung anwesend sein.
  4. Schlussphase
    • Die Bezugsperson muss in der Krippe nicht mehr anwesend sein, ist aber jederzeit telefonisch erreichbar.
    • Die Eingewöhnungsphase ist abgeschlossen, wenn die BezugserzieherIn vom Kind als sichere Basis akzeptiert wird. Dies ist der Fall, wenn das Kind:
      • sich von der BezugserzieherIn trösten, wickeln, schlafen legen und füttern lässt
      • Spielangebote von der BezugserzieherIn annimmt bzw. ins Spiel findet
      • am Krippenalltag in Begleitung der BezugserzieherIn teilnimmt
    • Die Anwesenheit über den Nachmittag sollte zunächst langsam und nach individueller Vereinbarkeit gesteigert werden

Die Vorbereitung auf den Wechsel in den Kindergarten findet hauptsächlich im Alltag der Kinder statt. Sehr wichtig ist uns dabei die Förderung der individuellen Selbständigkeit, die den Kindern den Einstieg in das neue System erleichtern kann. Spielerisch und alltagsintegriert fördern wir die Entwicklung des eigenständigen

  • An- und Ausziehens
  • Essen mit Besteck
  • Einschenken von Getränken
  • Toilettengang
  • Hände waschen
  • Konfliktlösungsfähigkeiten
  • Kooperatives Spiel mit Gleichaltrigen

Des Weiteren bieten die PädagogInnen verschiedene Impulse. Sie regen Gespräche über den bevorstehenden Wechsel an oder greifen das Thema über Bilderbücher und Spielmaterialien auf.

Über das Jahr verteilt finden zahlreiche gruppenübergreifende Angebote wie die Waldwochen, Lesekäferprojekt oder Besuche im Theater statt, welche den älteren Kindern das Spiel bzw. das Zusammensein mit Gleichaltrigen ermöglicht. Ihnen werden neue Erfahrungen und Herausforderungen geboten, welche die Entwicklung in einzelnen Bildungsbereichen unterstützen. Zusätzlich führt jede Gruppe in der Zeit vor dem Wechsel, ein Kindergarten- Projekt durch. Bei der Wahl des Themas und der Gestaltung werden die Kinder im Sinne der Partizipation eingebunden. Auch besuchen die Krippenkinder in regelmäßigen Abständen den Naturkindergarten Krabbelkäfer. Dort haben sie die Möglichkeit mit den älteren Kindern zu spielen und deren Alltag kennen zu lernen.

Die Gestaltung der kleinen Übergänge im Alltag der Kinder ist uns sehr wichtig. Der Wechsel von einer Situation in die nächste z.B. vom Frühstück zum Hände waschen oder vom Freispiel zum Anziehen kann eine große Herausforderung für ein Kind sein. Die PädagogInnen der Kinderkrippe Krabbelkäfer haben sich als Ziel gesetzt diese kleinen Übergänge, auch Mikrotransitionen genannt, pädagogisch wertvoll zu gestalten, um Stresssituationen für das Kind zu vermeiden. Ziel ist es, die Kinder auf einen Situationswechsel vorzubereiten, das kann z.B. mit einem Lied oder einer rechtzeitigen Ankündigung erfolgen. Wir bilden bei Übergängen grundsätzlich Kleingruppen, die von einer pädagogischen Fachkraft individuell begleitet werden. Auch feste Rituale, die in den Situationen immer wiederkehren, geben den Kindern Sicherheit und können einen Situationswechsel erleichtern.