Im pädagogischen Alltag nehmen die Pädagogischen Fachkräfte die Bedürfnisse und Interessen der Kinder wahr. Auch bei unseren täglichen Morgenkreisen haben die Kinder die Möglichkeit ihre Wünsche auszudrücken, sich zu beteiligen oder ihre eigenen Pläne zu schmieden. Auf dieser Grundlage wird der Bauwagen und der Außenbereich vorbereitet, geeignetes Spielmaterial zur Verfügung gestellt und pädagogisch wertvolle Angebote geplant und durchgeführt.

Der Naturkindergarten Krabbelkäfer ist eine Bewegungskita.

Kinder lernen beim Erkunden, Entdecken und Ausprobieren; Wald und Garten bieten dafür einen großen Erfahrungsraum. Täglich gibt es in der Natur unendlich viele Anlässe für Entwicklungsprozesse, die von den pädagogischen Fachkräften aktiv begleitet und unterstützt werden. Die von den Kindern bis zum Schulalter zu erwerbenden Kompetenzen werden durch Beobachtung und Dokumentation des Entwicklungsstandes der Kinder immer wieder fokussiert. Die Natur bietet besonders viele Möglichkeiten, die Ziele des Orientierungsplanes gemeinsam mit den Kindern zu erreichen. Wechselnde Aufenthaltsplätze und Waldspaziergänge sollen den Kindern immer wieder neue Erfahrungsräume und Wahrnehmungen bieten. Naturmaterialien als Spielmaterial regen die Kreativität der Kinder an. Umweltbewusstes Verhalten im Wald wird von den pädagogischen Fachkräften vorgelebt und gezielt gefördert. Der Schutz des Waldes und seiner Bewohner wird täglich thematisiert. Das Erleben der Natur im Wechsel der Jahreszeiten ist ein elementarer Bestandteil des Konzeptes. Der Jahreslauf wird intensiv mit Festen, Liedern, Geschichten und kreativen Arbeiten begleitet.

„Naturkindergärten setzen ein deutliches Gegengewicht zu unserer strukturierten und technischen Lebenswelt, insbesondere für Kinder in Großstädten. Eigene Gestaltungsmöglichkeiten in einer Welt mit immer organisierteren Abläufen und Vorgehensweisen zu finden, sind selten geworden. Über Beobachtungen im Alltag nehmen die ErzieherInnen die Interessen der Kinder wahr und setzen situativ gezielte pädagogische Impulse. Die Kinder können sich im Sinne der Partizipation aktiv in Entscheidungsprozesse einbringen (situationsorientierter Ansatz).

Bei einer pädagogischen Haltung, die das Kind in den Mittelpunkt stellt, gibt das Kind die jeweilige pädagogische Handlungsweise vor. Hierbei ist eine individuelle Begleitung des Kindes genauso Grundlage der pädagogischen Arbeit wie auch die neugierige Haltung der Fachkräfte gegenüber den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kinder. So ist eine ganzheitliche und entwicklungsangemessene Begleitung und Förderung der Kinder möglich.

Die zunehmende Verstädterung und ein immer größer werdendes Verkehrsaufkommen macht es für Kinder schwierig, sich mit der natürlichen Umwelt unter freiem Himmel spielerisch auseinanderzusetzen. Der im Laufe der ersten Lebensjahre immer größer werdende Bewegungsdrang stellt auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigenen Leistungsfähigkeit dar. Der Naturraum bietet hierzu unzählige Möglichkeiten. Der Bewegungsdrang der Kinder kann sich im Freien besser entfalten, und durch die ständige wechselnde Umgebungs- und Bodenstruktur bleibt das Kind stets aufmerksam und konzentriert. Die vielfältigen Bewegungsanreize unterstützen außerdem eine gesunde körperliche Entwicklung. Kinder, die sich draußen in natürlicher Umgebung bewegen und spielen, schütten viele Antioxidantien aus, welche das Risiko senken, später im Leben eine chronische Krankheit zu entwickeln (Louv R. Das Prinzip der Natur. Beltz Verlag, Weinheim, Basel 2012 S. 103). Durch die körperliche Wahrnehmung der unterschiedlichsten Witterungsverhältnisse wird gleichzeitig nachweislich das Immunsystem gestärkt. Ganzheitliche Erfahrungen in Interaktion mit der Natur können zur Sensibilisierung der Kinder beitragen und einen behutsamen Umgang mit jeder Art von Leben fördern. Die Natur bietet zu jeder Jahreszeit ein unerschöpfliches Reservoir an Möglichkeiten zum Spielen, Entdecken und Lernen. Das Kind nimmt seine Umwelt mit allen Sinnen wahr, es erlebt originäre Sinneseindrücke und entwickelt dadurch eine innere Beziehung zur Natur. Durch den ständigen Aufenthalt und die Aktivitäten in der Natur gewinnen Kinder Einblicke in die Vielfalt der Arten. Sie lernen Zusammenhänge zwischen Klima, Jahreszeiten, pflanzlichem und tierischem Leben kennen und erleben sich selbst als einen Teil des Ganzen.

Kinder entdecken die Welt und auch sich selbst mit all Ihren Sinnen. Um dies positiv zu verstärken nutzen die Naturkindergärten die natürlichen Gegebenheiten ihrer Umgebung. Mit viel Phantasie, Kreativität und Eigeninitiative spielen die Kinder und entwickeln aus den zur Verfügung stehenden Materialien der Natur eigenes, fantasievolles Spielzeug und Handlungskonzepte.

In den Naturkindergärten lassen sich soziale Konflikte konstruktiv lösen, das soziale Miteinander gewinnt in der Natur an Bedeutung, z.B. ist für die Kleinen beim Spielen mit sperrigen oder schweren Naturmaterialien gegenseitiges Helfen unerlässlich. Im Spiel werden von den Kindern Regeln und Verhaltensweisen selbst ausgehandelt und verändert. Dies gilt nicht nur für die Spielsituationen untereinander, sondern vielmehr auch für die partizipative Teilhabe der Kinder am Tagesablauf und ihr Beschwerdeverhalten.“ (vgl. KVJS Veröffentlichung „Der Naturkindergarten“ S. 6 f.)

Über unser besonderes pädagogisches Angebot „pädagogische Arbeit am Ton“ ermöglichen wir den Kindern professionell begleitete intensive Prozesse mit dem Naturmaterial Tonerde. Der Umgang mit dem formbaren und dreidimensional gestaltbaren Material hat einen hohen unterstützenden Effekt für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Eigenmächtigkeit.

Die Materialien Ton und Heilerde sind Teil des täglichen Freispiels der Kinder. In ihren verschiedenen Konsistenzen bieten diese Materialien vielfältige Sinneserfahrungen und das begleitete Spiel mit Ton und Heilerde fördert die Kinder in allen Bildungsbereichen. An speziell angefertigten Tonplatten, an unserem Tonisch im Garten oder auch im Wald können die Kinder mit Ton und Heilerde experimentieren. Das Arbeiten am Ton ist eine prozessorientierte Methode. Dabei ist uns nicht wichtig, dass am Schluss ein geformtes Produkt entsteht, sondern dass die Kinder die Materialien frei nach ihren Vorstellungen bearbeiten können. Die PädagogInnen begleiten diesen kreativen Prozess sprachlich.

Kinder sind von Geburt an forschend und entdeckend tätig. Sie befinden sich stets auf der Suche nach Sinn und Bedeutung ihrer Welt. Unser Auftrag und Bestreben ist es, sie bei dieser Spurensuche zu begleiten, zu bestärken, zu unterstützen und herauszufordern.

Ausgehend von den Fragen der Kinder sind wir situativ tätig und gehen gemeinsam mit ihnen auf Spurensuche. Als pädagogische Fachkräfte verstehen wir uns als Mitforschende, die den Rahmen und die sprachliche Begleitung schaffen, Begriffe hinzufügen und weitere Herausforderungen anbieten, jedoch keine Lösungen vorwegnehmen.

Es ist uns wichtig, unseren Kindern Raum, Material und Zeit zu geben, sich mit ihren selbst gestellten „Forschungsfragen“ zu beschäftigen, auseinanderzusetzen und begleitet von den pädagogischen nachzugehen.

Themen der Kinder im Altersbereich von drei bis sechs finden sich in der Auseinandersetzung mit mathematischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten der belebten und unbelebten Natur.

Es geht um den Aufbau von Basiswissen über sinnliche Erfahrungen in der selbsttätigen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Eine besondere Bedeutung kommt hier der sprachlichen Begleitung zu und dem Zur-Verfügung-Stellen von altersangemessenen Impulsen zur Erforschung von physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die Natur, sowie die vorbereitete Umgebung in unserem Bauwagen, bietet eine anregungsreiche Lernumgebung.